Breitblättriger Rohrkolben
Foto: Peter Steiger
Pflanzenwelt im Naturschutzgebiet Häxematt
AUSGANGSLAGE VOR DER DEPONIE
Die weite Talebene des Birsigtals war vor Ankunft der Menschen von dichtem Wald bedeckt. An den trockeneren Talflanken wuchs und wächst über den Sandsteinen der nördlichen Talhälfte der hier dominante Waldmeister-Buchenwald. In feuchtnassen Auenbereichen entlang des Birsig und Strängenbachs, so auch in der Häxematt, dominierte ein feuchter Eschenmischwald. Nach den landwirtschaftlichen Rodungen der Frühzeit und des Mittelalters dürfte im Bereich der Häxematt eine extensiv genutzte, ungedüngte Feucht- oder Riedwiese bestanden haben.
Das Gelände der Häxematt diente dann während Jahrzehnten als kommunale Mülldeponie. Diese wurde bekanntermassen mit einem Lehmdeckel überdeckt. Das erforderliche Lehmmaterial wurde an Ort und Stelle ausgebaggert, wodurch die heutige Weihermulde entstand.
WEIHER
Der Weiher präsentiert sich als grossteils schilfbewachsene Mulde. Diese führt fast ganzjährig Wasser, in den Randbereichen gedeihen auch andere typische Sumpfpflanzen wie Breitblättriger Rohrkolben, Froschlöffel, Binsen, Waldmarbel und Blutweiderich mit leuchtend magentarosa Blüten.
Da solche Weiher- und Feuchtbiotope im hinteren Leimental heute fast gänzlich fehlen, kommt diesem Bestand eine hohe Bedeutung für die lokale Biodiversität zu. Um diesen Pionierbewuchs zu erhalten, muss die Weihermulde periodisch ausgebaggert werden, da sie sich sonst über weidenreiche Stadien langsam zu einem Schwarzerlenbestand entwickeln würde. Auf den steilen Uferhängen gedeiht neben dem Blutweiderich auch der ebenfalls spätsommerlich in Altrosa blühende Wasserdost.
Froschlöffel
Foto: Peter Steiger
Blutweiderich
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Waldmarbel
Foto: Peter Steiger
Wasserdost
Foto: Peter Steiger
FETTWIESE UND BRENNESSELFLUREN
Ein grösserer Teil der Fläche wird regelmässig gemäht, was zur Entwicklung einer nährstoffreichen Glatthaferwiese geführt hat. Aufgrund des hohen Nährstoffgehalts ist diese leider nur artenarm ausgebildet. Als häufige Begleitstaude erscheint die gelb blühende Wiesen-Platterbse und das weiss blühende Wiesen-Labkraut. Leider versamt sich das invasive, ursprünglich nordamerikanische, kamillenartige kanadische Berufkraut recht stark.
Die Deponie wurde oberseits mit einer dicken Lehmschicht abgedichtet. Da diese Feuchtigkeit und Nährstoffe gut speichert, entwickeln sich darauf bei nur sporadischer Mahd stickstoffzeigende Brennesselfluren, die als Futterpflanzen für zahlreiche Tagfalter und andere Insekten sehr wertvoll sind. An einigen Stellen erscheinen auch Wasserdost und die weiss blühende Sumpf-Spierstaude.
PIONIERGEHÖLZE UND HECKEN
In diesen Staudenfluren siedeln sich natürlich spontan Pioniergehölze an, die ohne regelmässige Eingriffe zu einer Wiederbewaldung der Fläche führen würde. Einzelne Gehölze werden als Lebensraum bewusst stehen gelassen. Besonders häufig erscheinen Sal-, Silber- und Reifweide, Zitterpappel (Espe), Weissdorn, Schwarz-Erle und Esche. An den steilen Randböschungen wachsen heckenartige Gehölze auf, in denen auch das Pfaffenhütchen gut vertreten ist.
Eingriffliger Weissdorn
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Gemeines Pfaffenhütchen
Foto: Peter Steiger
TROCKENSTANDORT
Trockenstandorte mit humusarmem, kiesreichem Boden in sonnig-warmer Lage sind im hinteren Leimental ausgesprochene Mangelbiotope mit einer reichhaltigen und spezifischen Vegetation. Vor einigen Jahren wurde deshalb eine südexponierte Kiesfläche, mit Steinblöcken und Wurzelstöcken als Verstecke für Zauneidechsen und andere Tiere, aufgeschüttet.
Lokales Saatgut von den Magerwiesen der nahen Landskron wurde eingesät. Davon haben sich nach einigen Jahren die, in der Region seltene, Golddistel, Skabiose, Hornklee, Kriechende Hauhechel, Gelbes Leinkraut, Wilde Möhre und Wirbeldost besonders gut etabliert. Auch die ursprünglich aus Nordamerika stammende Nachkerze und einige Königskerzen tragen mit ihrem zweijährigen Lebensrhythmus zur Dynamik des Standortes bei.
Gelbes Leinkraut
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Golddistely
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Wirbeldost
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Text: Peter Steiger, August 2023