Zeitlebens stand Äschi nicht weniger als 159 Kindern Pate, darunter auch etlichen unehelichen. Er stiftete 1682 die Sebastiansbruderschaft, welche in den kommenden Jahrhunderten bis weit in den Sundgau ausstrahlen sollte. In seinem umfangreichen Testament errichtete er ein ewiges Erblehen nach Reichsrecht, welches unter dem Namen Gwidem als Rechtsaltertum bis heute Bestand hat. Auch stiftete er ein Kapital, dessen Zins für die Besoldung eines Schulmeisters bestimmt war. Bis 1808 besuchten fortan auch die Kinder der französischen Dörfer Biederthal und Liebenswiller sowie des fürstbischöflichen Burg die Schule in Rodersdorf. Pfarrer Äschi starb l688 im Alter von 78 Jahren.
Geschichte Rodersdorfs
Pfarrer Gertenhofer wurde 1637 von einer ebenso energischen wie profilierten Persönlichkeit abgelöst: Pfarrer Marx Äschi. Dieser muss seine Karriere schon in sehr jungen Jahren als Soldat in fremden Kriegsdiensten begonnen und dort augenscheinlich Fortune gemacht haben. Er war mit 25 Jahren zum Priester geweiht worden, hatte drei Jahre die Pfarrei Rohr bei Breitenbach versehen und trat nun als vermöglicher Herr mit 28 Jahren in schwierigsten Zeiten das vom Krieg umbrandete und mit seinen österreichischen Dörfern auch direkt betroffene Kirchspiel Rodersdorf an. Mit dieser Wahl bewiesen die gnädigen Herren von Solothurn ein gutes Gespür. Äschi erwies sich als energischer und gewiefter Nachfolger Gertenhofers, der nicht nur mit seinen Schäfchen, sondern auch mit den verschiedenen Truppen sowie deren Offizieren umzugehen verstand. Er steuerte die Geschicke des Dorfes umsichtig und vermochte es durch sein Lavieren vor grösserem Ungemach zu bewahren, bis 1644 das Kriegsfeuer im vollständig versehrten und entvölkerten Sundgau nach und nach erlosch.
Auch in den kommenden Friedenszeiten wurden Äschis Talente gefordert. Im nun französischen Sundgau wehte ein neuer Wind. Der Intendant Colbert organisierte und verwaltete die neue Provinz nach modernen Gesichtspunkten. Um die frisch gebackenen elsässischen Untertanen des absolutistischen französischen Königreiches nicht dem republikanischen Gedankengut auszusetzen, wurde ihnen jeglicher Verkehr mit den eidgenössischen Nachbarn verboten. Nun war für Pfarrer Äschi guter Rat teuer, stand doch nicht nur das Seelenheil seiner französischen Pfarrkinder auf dem Spiel, sondern auch ein schöner Teil seiner Einkünfte. Fortan betreute er seine Biederthaler in der dortigen
St.-Michaels-Kapelle und liess in Liebenswiller, welches weder über Kirche noch Kapelle verfügte, auf eigene Kosten kurzerhand ein Gotteshaus errichten, welches seinem Namenspatron, dem heiligen Markus, geweiht wurde.
Äschis Tätigkeit wirkt bis heute fort. Noch bevor der Krieg ein Ende fand, veranlasste er den Bau eines neuen Pfarrhauses, welches, erweitert und umgebaut, bis heute besteht. 1676 beschloss die Gemeinde das Kirchenschiff zu erweitern und zu erhöhen.1677 war der Bau vollendet und ein Jahr später zog der zuständige Rat von Solothurn mit dem Bau eines neuen Chores nach. Die Sakristei liess Pfarrer Äschi auf eigene Kosten erstellen. 1682 konnte die Kirche geweiht werden. Im gleichen Jahre wurde der Kirchhof ,,deffensive“ eingerichtet.1685 wurde der Kirchturm erhöht und zwei neue Glocken wurden gegossen, von denen die kleinere, von Äschi bezahlte Markusglocke, noch heute vom Dachreiter des Turmes ihre Stimme erklingen lässt. Für die Rodersdorfer Kirche hat Äschi insgesamt über tausend Pfund ausgegeben und in Mariastein stiftete er unter anderem die Seitenschiffe der Klosterkirche.
Bild: Pfarrer Marx Äschi, 1610-1688